Kirchenchor & Orchester St. Magnus - Bad Schussenried
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Gustav Eduard Stehle (1839 - 1915)

1839 Geboren am 17. Februar in Steinhausen bei Schussenried als Sohn des Dorfschullehrers Anton Stehle

1853 Lehrerseminar Weingarten, dann Lehrerseminar Schwäbisch Gmünd. 

1857 Lehrer in Schussenried, hier Organist, Pianist, Dirigent des Männerchores (Liederkranz Schussenried)

1864 Lehrer in Kanzach

1867 Erster Preis bei einem Kompositionswettbewerb des Allgemeinen Cäcilienvereins mit seiner Messe "Salve Regina"

1869 Organist und Musikdirektor an St. Columban in Rorschach. Gründung  einer Gesangs- und Musikschule und des Cäcilienvereins Sankt Gallen.

1874 Domkapellmeister und Domorganist in St. Gallen.

Aufbau des Domchors von 40 Stimmen zu einer Größe von 140 Stimmen,  der auch Konzertreisen in der Schweiz, Deutschland und Frankreich unternahm.

1876 Gründung der monatlich erscheinenden Zeitschrift "Der Chorwächter" als Organ für die cäcilianische Reform der Kirchenmusik.

1881 Chordirektor des Oratorienvereins "Zum Antlitz" (bis 1894).

1888 Kompositionsstudien bei Rheinberger in München.

1911 Ehrendoktorwürde Dr. h.c. phil. der Universität Freiburg (Schweiz).

1913 Ruhestand in St. Gallen. Sein Nachfolger als Domkapellmeister wurde der Württemberger Joseph Gallus Scheel (geboren in Treherz).

1915 Gestorben am 21. Juni in St. Gallen.

Aus den Lebensbeschreibungen von Baumgärtner und Locher um 1915 über Stehles Kindheit, Schulzeit und Lehrerstätigkeit in Schussenried:

„Die Wiege unseres großen Meisters stand in dem kleinen Dorfe Steinhausen im württembergischen Oberlande, wo er am 17. Februar 1839 geboren wurde. Sein Vater, Anton Stehle war Lehrer in der Gemeinde und hatte als solcher auch den Orgeldienst zu versehen. So klein sein Heimatdorf war, so war es doch im Stande, in dem empfänglichen Knaben Eindrücke zu schaffen, die für seine spätere Lebensbahn entscheidend wurden. Steinhausen besitzt eine schöne und große Wallfahrtskirche zur schmerzhaften Muttergottes, die seinerzeit vom Prämonstratenserstifte Schussenried erbaut und auch mit Geistlichen versorgt worden war. Dieses Bauwerk aus der Glanzzeit der süddeutschen Klöster mit einer für die damalige Zeit ganz guten Orgel war das Paradies des jungen Künstlers, und noch in späteren Jahren erinnerte er sich gern der heimatlichen Kirche wie der noch größeren und schöneren in Schussenried. (…) Schon mit 12 Jahren konnte er seinen Vater auf der Orgel ersetzen. Auch als Komponist versuchte er sich in der Primarschulzeit und schrieb recht hübsche 2-stimmige Lieder. (…) Vierzehnjährig kam Stehle, da er sich dem Lehrerberuf widmen wollte, in das Lehrerseminar zu Weingarten; zwei Jahre nachher wurde das Seminar aufgehoben und so machte der Lehramtskandidat seine zwei letzten Jahre zu Schwäbisch-Gmünd. Im Lehrerseminar schon überragte Stehle durch seine Virtuosität auf dem Klavier und der Orgel nicht bloß seine Mitschüler, sondern auch seine Lehrer. 1857 wurde er Lehrer in Schussenried. Neben dem Schulamt musizierte er viel und mit Leidenschaft, übernahm einen Männerchor (Liederkranz Schussenried) und brachte ihn zu schönen Leistungen. (…) Seine Fertigkeit im Klavierspiele hatte er derart vervollkommnet, dass er 1858 - 1862 an verschiedenen Orten seiner Heimat als Pianist auftreten konnte. Großer Erfolg war ihm bei seinem zweimaligen Konzertieren vor dem königlichen Hofe zu Friedrichshafen beschieden. In Schussenried wählte er sich seine Lebensgefährtin, die Tochter der wohlachtbaren Schmiede-Familie Mayer und schloß mit ihr am 27. Februar 1865 den heiligen Bund der Ehe."

Über Stehles Charakterzüge (Baumgärtner 1915):

„Stehle war ein durchaus frommer und religiöser Mann. (…) Ein kurzes Hinknien zum Gebet war seine Gewohnheit bevor er das Podium oder die Orgelbank beschritt. Oft sah man ihn an verborgener Stelle der Kirche in tiefer Andacht versunken vor dem Allerheiligsten knien. (…) Beim Orgelspiel konnte er die Außenwelt ganz vergessen. (…) Bei allen reichen Ehrungen, die ihm zuteil wurden, bleib er einfach und bescheiden. „Gott die Ehre“ war sein Wahlspruch. (…) Trotzdem er mehr als 40 Jahre in der Schweiz zugebracht hatte, sprach er stets den unverfälschten Schwabendialekt und behielt die heitere Lebensfreude, den Mutterwitz und das treuherzige Sichgeben dieses Volksstammes seiner Lebtag. (…) Wo es sich um Prinzipien handelte, war Stehle auch die Starrköpfigkeit des Schwaben eigen; in Gesellschaft war er unerschöpflich an witzigen Einfällen, ohne jemals zu beleidigen.“

Den 100. Todestag Stehles haben die Kirchenchöre Bad Schussenried und Steinhausen-Muttensweiler, unter der Leitung von Dekanatsmusiker Matthias Wolf und Carmen Wiest mit einem gemeinsam gestaltenen Gottesdienst am 25.10.2015 gewürdigt.

Beim Kirchenkonzert 2015 kam das Werk "Ich will dich loben" zur Aufführung, das hier mit einer Aufnahme verfügbar ist.